Die Gumshoe-Reihe bietet Architekturgeschichte in noch ungewohnter Form. Die Erzählung folgt dem Muster amerikanischer Detektivromane, und anstatt spekulativer Projekte und Theorien stehen konkrete Bauten im Fokus. Es ist eine frische wissenschaftliche Herangehensweise, die leicht und unterhaltsam zu lesen ist. In Mysteries of a Communist Cave, dem zweiten Band der Reihe, begibt sich Lytle Shaw auf Spurensuche in Oscar Niemeyers Gebäude für das Zentralkomitee des Parti Communiste Français (PCF) in Paris.
Niemeyer entwarf das PCF-Gebäude 1965, zu einer Zeit, da die Parteitheoretiker gerade begannen, grundlegende Annahmen über die Repräsentation des PCF zu überdenken. Er schuf ein buchstäblich marxistisches Bauwerk, das ein Bild vermittelt, was genau der in Paris entstandene strukturalistische Marxismus sein könnte. Lytle Shaw arbeitet Sprache und Kontext des PCF-Gebäudes Element für Element heraus und setzt den elegant geschwungenen Bau mit dem höhlenartigen Plenarsaal in einen Dialog mit Gesprächspartnern aus Film, Philosophie, Anthropologie und Politik.
So bleibt als vielleicht grösstes Rätsel dieser kommunistischen Höhle, dass der PCF sie nicht öfter nutzt als kraftvolles Sinnbild für die Welt, die er gerne errichtet sähe.