In seinem Essay Black Abstraction in Architecture zeichnet der amerikanische Architekt Sean Canty die Evolution der architektonischen Abstraktion von ihren Wurzeln in der euklidischen Geometrie über ihre Nutzung als Werkzeug kolonialer Expansion bis hin zu ihrer Wiederaneignung durch schwarze Kulturschaffende nach. Cantys umfassender historischer und kritischer Blick offenbart die paradoxe Natur der Abstraktion als Mechanismus der Marginalisierung und zugleich wirkungsvolles Instrument soziopolitischer Diskurse und Erneuerung. Er fokussiert auf die transformativen Beiträge von David Hammons, Amanda Williams und Theaster Gates und veranschaulicht, wie diese Künstler:innen und Architekt:innen mittels Abstraktion architektonische Standards hinterfragen, neu interpretieren und anreichern, indem sie diese in ein dichtes Geflecht kultureller, politischer und gesellschaftlicher Narrative einbetten.
Cantys Ansatz untergräbt nicht nur traditionelle architektonische Rahmenbedingungen, sondern beleuchtet auch das Potenzial der Abstraktion zur Entwicklung einer gerechteren und introspektiveren Auseinandersetzung mit Architektur. Er plädiert für eine Methodik, die ebenso erfinderisch wie inklusiv und sensibel ist für das komplexe Zusammenspiel von Geschichte, Identität und Form.